In der Ankunftshalle von Havanna sollte ein Banner hängen, das sagt: "Lasst alle Vorurteile fallen."
Kuba im 21. Jahrhundert ist anders als jeder andere Ort, mit seiner reichen Kultur und wirtschaftlichen Armut, seinen heruntergekommenen Gebäuden und prachtvollen Bauten. Kuba kann einen zur Verzweiflung treiben und doch die Stimmung heben.
Kuba ist sehr verschachtelt, kaum greifbar, oft missverstanden und doch ein Klassiker. Diese komplizierten Verhältnisse sind ein Erbe der Vergangenheit - einer Geschichte voller äußerer Einmischungen und interner Zwistigkeiten, aus denen Völkermord, Sklaverei, Invasionen, Gegeninvasionen und Revolutionen hervorgegangen sind.
Der Archipel hat lange um seine Zugehörigkeit gekämpft, zwischen den USA im Norden und Lateinamerika im Süden gelegen. Selbst seine Ökologie, so der Forscher Alexander von Humboldt, ist mehr als eigenartig - eine Art "karibisches Galapagos" voller Elemente, die einander eigentlich ausschließen.
Kubas Romantik hat nichts mit einem Dinner bei Kerzenschein zu tun. Das Leben in diesem materiell armen Land ist eher rau. Die meisten Besucher kommen an einen lebensfrohen Ort, an dem Taxifahrer Hemingway zitieren und sogar Zyniker dem romantischen Zauber erliegen.
Die Menschen, die auf Havannas Malecón Hof halten, Tüftler mit ihren gekonnt zusammengebastelten russisch-amerikanischen Autos oder die alten Damen mit Dauerwellen, die aus dem Nichts kulinarische Meisterwerke erschaffen, gehören genauso zu Kuba. Besucher von Havanna sind überrascht, dass sie keineswegs in eine graue kommunistische Dystopie geraten sind.
Dass Kuba überlebt hat, gleicht schon einem Wunder. Noch erstaunlicher ist es, dass dieses Land internationale Besucher nach wie vor verzaubert - mit seinen Stränden, Buchten und Bergen, Rum, Musik und den grünen Landschaften. Der Schlüssel liegt bei den Menschen: Überlebenskünstler und Improvisationstalente, Träumer und Poeten, Zyniker und Philosophen.
Die Menschen haben dieses Land am Leben erhalten, während die Infrastruktur zerfiel. Nur so hat diese faszinierende Nation durchgehalten. Dieser Charakter ist ein wertvolles Gut in einer zunehmend globalisierten Welt. Man sollte ihn bestaunen, solange es ihn noch gibt…